53-1-Die StEG-Ein Versorgungsunternehmen mit Sprengkraft

Die StEG – ein Versorgungsunternehmen mit Sprengkraft

 

Die Gesellschaft zur Erfassung von Rüstungsgut mbH (GER) wurde im August 1946 als gemeinwirtschaftliches Unternehmen der Länder der US-Besatzungszone gegründet. Am 14. Juli 1947 erfolgte die Änderung des Namens in Staatliche Erfassungs-Gesellschaft für öffentliches Gut (StEG).

Aufgabe der Gesellschaft war insbesonders die Erfassung und Verwertung von Gütern der ehemaligen deutschen Wehrmacht, sowie amerikanischen Heeres- und Beutegutes zur Versorgung der deutschen Wirtschaft.  Dies sollte bewirken, den Mangel der deutschen Bevölkerung zu verringern.

Zum Warenbestand gehörten Bekleidung und sonstige Gebrauchsgegenstände, die vielfach vor dem Verkauf umgearbeitet wurden.

War anfangs noch vorgesehen, die Waren kostenlos abzugeben, änderten die Amerikaner später diese Absicht und verlangten deren Bezahlung und Abrechnung durch die StEG.

Auch wurde überschüssige US-Heeresgut, natürlich auch gegen Bezahlung, eigens aus Amerika geliefert und im Überseehafen Bremen/Bremerhaven, der amerikanischen Enklave in der britischen Zone, gelöscht.

„[…] Lemwerder ist das erste von fünf im Lande Bremen gelegenen Depots der US-Armee, die jetzt deutschen Stellen übergeben werden. […] Die Speicher des Depots Lemwerder sind so groß wie die des gesamten Überseehafens. Auf 60 000 überdachten Quadratmetern können 100 000 Tonnen Waren lagern. Das Depot verfügt über eigene Kaianlagen. Die großen Überseefrachter fahren direkt bis vor die Haustür. Lemwerder wurde deshalb zur Erfassungsstelle für alle weiteren Lieferungen aus überseeischen amerikanischen Heeresbeständen bestimmt. […]“[1]

 

Die Geschäftsleitung der StEG hatte ihren Sitz in Frankfurt/M.

Zweigstellen und Lager verteilten sich über die gesamte amerikanische Besatzungszone.


Abb. 1: Vorderseite eines portorichtig frankierten Ortsbriefes der Zweigstelle Bayern – Aufgabestempel „(13 b) München 1 h 22.6.48“


Verrechnungsstellen existierten auch außerhalb der amerikanischen Zone.


Abb. 2: Vorder- und Rückseite (Teilabbildung) einer portorichtig frankierten Zehnfachfrankatur, gelaufen im Ortsbereich Düsseldorf (Britische Zone) – Aufgabestempel „(22) Düsseldorf 1 hh 21.6.48.-19“ – Absender: StEG, Verrechnungsstelle Nordrhein-Westfalen


Ein besonderer Aufgabenbereich der StEG bestand in der Entschärfung und Aufarbeitung von Munition.

Diese Aufgaben oblagen den sogenannten Entschärfungsstellen (E-Stellen) der StEG.

Der nachfolgend vorgestellte Brief lief an die Entschärfungsstelle in Langlau, einem kleinen Ort in Mittelfranken. Absender war die Zweigstelle Hessen der StEG.

In Langlau befand sich vor und während des Krieges einen Munitionsanstalt (Muna).

„[…] Bis zu 2000 Männer und Frauen, darunter auch Kriegsgefangene und Deportierte, waren dort auf einem 200 Hektar großen Gelände tätig, das militärisch geschützt und von der 

Öffentlichkeit abgeriegelt war. Produziert wurden nach den Vorgaben der Machthaber Geschosse aller Kaliber (vorzugsweise 8,8 und 10,5 Zentimeter) für bodengestützte Flugabwehrkanonen. Der Waggonumschlag wuchs von 1500 Stück im Jahr auf 8000 Stück im Jahr 1944. […] Um die Munitionsrückstände aufzuarbeiten wurde in den Jahren 1946 bis 1948 die Staatliche Erfassungsstelle (STEG) betrieben. Zeitweise waren in ihr bis zu  460 Mitarbeiter tätig.[…]“[2]


Abb. 3: Vorderseite eines portorichtig frankierten Fernbriefes der Zweigstelle Hessen an die Entschärfungsstelle in Langlau – Gelegenheitsstempel „(16) Wiesbaden 1 19.7.48-20 „


Unter kaufmännischen Aspekten betrachtet, war die StEG ein Verlustgeschäft in Millionenhöhe.

Ein Grund war, dass nach der Währungsreform im Juni 1948 die Nachfrage der durch die StEG angeboten Waren stark nachließ.

Die Abwicklung und Auflösung der Gesellschaft erfolgte Mitte der 50-er Jahre.



[1] Aus: „Bis vor die Haustür“, Der Spiegel, 2. Jahrgang, Nr. 19 vom 8. Mai 1948, Seite 10

2 Falk -Report.de:  https://www.falk-report.de/category/falk-report/ (Abruf am 23.8.2020)


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