50-1-Auktionen während der Währungsreform

Auktionen, Handel und Rundsendezirkel auf dem philatelistischen Markt im zeitlichen Zusammenhang mit der Währungsreform 1948

 

Die vor der Währungsreform 1948 in Gesamtdeutschland (Bizone, FZ, SBZ, Berlin) schlechte wirtschaftliche Situation in Deutschland, erkennbar u.a. im Versorgungsmangel der Bevölkerung und der nahezu wertlosen Reichsmark mit dem aus diesem Grund entstandenen Schwarzmarkt, hatte auch Auswirkungen auf den philatelistischen Markt.

Die Menschen waren, nur um zu überleben, gezwungen, sich von ihren Sachwerten zu trennen.

„…..Nicht anders war es auch auf dem Gebiet der Philatelie. Auf den Briefmarken-Auktionen der letzten Monate vor dem „X-Tag“ (Gemeint ist der Tag der Währungsreform – der Autor) gab es eine bisher noch nicht erlebte Hausse. Millionenwerte wechselten ihre Besitzer. Verlustträger war der kleine Sammler, den die Not des täglichen Lebens zwang, seine besten Schätze in Reichsmark umzuwandeln, um das Dasein etwas erträglicher gestalten und den Hunger der Seinen bezwingen zu können. Gewinner waren, wie schon einmal in den Zeiten der großen deutschen Inflation nach dem ersten Weltkriege, wieder die Spekulanten und Schieber, die nicht nur Reichsmark in Sachwerten anzulegen versuchten, sondern bestes philatelistisches Sammelgut als Zahlungsmittel beim Einkauf von Genuß- und Lebensmitteln für den Schwarzen Markt über die Grenzen der deutschen Länder hinweg verschoben…..“[1]

Die Ablösung der RM durch die DM änderte die wirtschaftliche Situation in Deutschland, so auch die Preisbildung auf dem philatelistischen Markt.

„…..Man beginnt jetzt wieder zu rechnen. Dort, wo man 3- bis 5fachen Katalog vor der Währungsreform bezahlte, sind es heute 30 bis 70 Prozent vom Katalogwert, bei stets und besonders geschätzten Stücken auch weit darüber hinaus….“[2]

 



[1] Adolf Senf, Der X-Tag in der Philatelie - Eine zeitgeschichtliche Studie, Verlag W.B. Düchting o. H., Düsseldorf 1948, Seite 5

[2] Sammler-Express, 2. Jahrgang, 15. Heft vom 1. August 1948, Seite 225

 

 

Abb. 1: Ankaufsanzeige noch vor den Währungsreformen im Sammler-Express, 1. Juni-Heft 1948, Seite175

 

Briefmarkenhandel und -Auktionshäuser mussten sich auf die neue Währung einstellen.

Die Philatelie lebte, trotz aller Widrigkeiten und schlechten Lebensbedingungen.

 

Abb. 2, 3: Vorder- und Rückseite einer Ganzsache P 962 – Aufgabestempel „Duisburg-Meiderich 1 a 21.6.48 – 7“ – 12 Pfennig Postkarte Inland – So letztmalig aus der ersten Briefkastenleerung des 21.6.48 zu verwenden

 

Ausländische Sammler warteten auf die Währungsreform, um unter Berücksichtigung des Wechselkurses zur neuen DM auf dem deutschen Markt kaufen zu können.

„…..Seinen Katalog hat Mohrmann (gemeint ist das Auktionshaus Edgar Mohrmann – der Verfasser) jetzt in alle Welt geschickt, sogar nach Hawaii und den Fitschi-Inseln. Im Ausland wartet man auf den deutschen Briefmarkenexport. Nach der Währungsreform kann es losgehn……“[1]

Preislisten in alter RM waren nicht mehr aussagekräftig, dienten aber im Übergang zu einer neuen Liste in DM-Währung gelegentlich als Berechnungsgrundlage.

Im folgenden Beispiel wurde als Preisansatz 1/10 der RM-Preise zugrundgelegt.



[1] Der Spiegel, 2. Jahrgang 1948, Nr. 13 vom 27. März 1948, Seite 26

 

Abb. 4, 5: Faltbrief als Drucksache mit Hinweis auf 1/10 des alten RM-Preises im Text – Aufgabestempel „Wiesbaden 5.7.48 – 19“ – 6 Pfennig Drucksache Inland bis 20 g

 

Ansonsten wurden die ersten Preislisten in neuer Währung erstellt.

 

Abb. 6, 7, 8: Faltbrief eines Briefmarkenhändlers an den Inhaber einer Uhrenfabrik mit der ersten Preisliste in DM und einem Tauschgesuch der besonderen Art – Aufgabestempel „Butzbach-Hessen a“ – 6 Pfennig Drucksache Inland bis 20 g

 

Eine besondere Situation ergab sich für die Berliner Händler der Westsektoren, die Lieferungen nach Durchführung beider Währungsreformen in den Ostsektor oder in die SBZ vornahmen.

„Briefmarkenhändler z.B., die nach dem 3. Juli (Wiederaufnahme des Postzahlungsverkehrs in der SBZ und Ostsektor Berlins – der Autor) Briefmarken an Sammler in der sowjetischen Zone oder im Sowjetsektor per Nachnahme verschicken, konnten die fälligen Beträge auf ihr Postscheckkonto im sowjetischen Sektors Berlins in Ostmark einziehen, obwohl der Brief in den Westsektoren – allerdings mit Marken der sowjetischen Besatzungszone (Marken mit Posthörnchenaufdruck durften nicht verwendet werden, entsprechende Belege wurden in der Regel beanstandet und an den Absender zurückgesandt – der Autor ) freigemacht – aufgegeben worden war. Die so erworbene Ostmark konnten dann in den Westsektoren wieder dazu benutzt werden, um an den Postschaltern Posthörnchen-Aufdruckmarken oder später solche mit dem Schwarzaufdruck BERLIN gegen Ostmark zu kaufen.“[1]

Der Umtausch-Kurs Ostmark/DM in den ab August 1948 bestehenden offiziellen Wechselstuben in den Westsektoren Berlins betrug z. B. Mitte September ca. 3,50-4,00 Ostmark für 1 DM.



[1] Pelikan, Wolf J.: Berlin – Markenland wider Willen, Seite 64, Phil*Creativ Verlag, Schwalmtal 1989

 

 

Die folgende Rechnung eines Briefmarken-Großhändlers aus Berlin W 15 (Britischer Sektor) an einen Kunden in Frankenberg/Sachsen (SBZ) weist einen Betrag in Höhe von 96,00 Ostmark/DMO aus.

Dies entspräche zum offiziellen Umrechnungskurs ca.24,00 – 27,50 DM.

 

Abb. 9: Rechnung über eine Briefmarkenlieferung im September 1948

Vor der Währungsreform, z.B. noch in RM kalkulierte und angesetzte Berechnungsgrößen bei Auktionseinlieferungen, mussten vor Durchführung einer Auktion nach dem 21.6.1948 überarbeitet werden.

Geplante Auktionen wurden neu terminiert.

Im folgenden Beispiel musste eine für den 1. Juli 1948 vorgesehen Fernauktion auf den 1. September 1948 verlegt werden:

 

Abb. 10, 11:  Vorder- und Rückseite einer Postkarte eines Händlers und Auktionators – Aufgebrauchte Ganzsache als Zehnfachfrankatur ((P 962 ZF) – Sonder-/Anlasstempel „Ansbach (Mittelfr) 21.6.48 – 17  1200-Jahrfeier 748 1948“ – 12 Pfennig Postkarte Inland

 

Abb. 12, 13:  Faltbrief als Drucksache des Auktionators mit Hinweis, dass die für den 1. Juli 1948 vorgesehene Auktion wegen der Währungsreform auf den 1. September 1948 verschoben wird - Sonder-/Anlasstempel „Ansbach (Mittelfr) 13.8.48  1200-Jahrfeier 748 1948“ – 6 Pfennig Drucksache Inland bis 20 g

 

 

Ein weiteres Beispiel einer eigentlich ursprünglich für den 22. – 24. Juni vorgesehenen Auktion:

 

Abb. 14: Anzeige eines Auktionshauses noch vor beiden Währungsreformen im Sammler-Express, 1. Juni-Heft 1948, Seite171

 

 

Abb. 15, 16: Vorder- und Rückseite einer Postkarte des Auktionators mit Hinweis auf einen neuen geplanten Termin im September 1948 – Schöne portorichtige Zehnfachfrankatur – gestempelt „Hannover 2 p 22.6.48. – 18“– 12 Pfennig Postkarte Inland

 

Letztendlich wurde die Auktion vom 5. bis 7. Oktober 1948 durchgeführt.

 

Abb. 17:  Anzeige nach beiden Währungsreformen im Sammler-Express (2. September-Heft 1948, Seite283) mit dem neuen Auktionstermin im Oktober 1948

 

In einer besonderen Situation befanden sich die für die Abrechnung eines Rundsendezirkels (Tauschzirkel) Verantwortlichen.

Zur Begriffsbestimmung möchte ich aus dem Lexikon der Philatelie von W. Grallert zitieren:

„Zusammenschluss von Philatelisten zur Verwertung philat. Materials (Dubletten), das, in Auswahlheften zusammengestellt u. mit Netto- od. Katalogpreisen versehen, reihum an Teilnehmer des R. zwecks Entnahme versandt wird. Entnahmen werden in beiliegende Entnahmeliste eingetragen u. an R.-Leiter bezahlt bzw. von diesem gegen Einnahmen aus von Entnehmern eingelieferten Auswahlheften verrechnet.“[1]

 

Letztendlich war eine klare Abgrenzung vor und nach dem „X-Tag“ unumgänglich. Wie sollte ansonsten um- bzw. abgerechnet werden?

Eine klare Trennung war sicherlich notwendig, um „währungsreformvermischte“ Abrechnungen der Einlieferungen und Entnahmen in alter und neuer Mark, unter Umständen noch zu unterscheiden in Ost und West, zu vermeiden.



[1] Grallert, Wolfram: Lexikon der Philatelie, Phil Creativ Verlag, 41366 Schwalmtal , Seite 346

 

Abb. 18, 19, 20: Faltbrief eines Briefmarkenhändlers über die letzte Abrechnung in RM einer Tauschsendung per 20.6.1948 – Letztmögliche Zehnfachfrankatur aus der ersten Briefkastenleerung des 23.6.1948 – Aufgabestempel „(16) Wiesbaden 2 a 23.6.48-9 – 24 Pfennig Fernbrief Inland bis 20 g

 

Vielfach wurden die ab 21.6.1948 mit Posthörnchen fehlerhaft überdruckten Marken der I. und II. Kontrollratsausgabe von Händlern für ihren Kundenkreis als Frankatur bewusst verwendet.

Mir liegen derartige Belege mehrfach vor.

In diesem Zusammenhang möchte ich 2 Briefe des unter „Marken//Belo“ handelnden, in dieser Hinsicht sehr „aktiven“ Händlers, Hans Bellefontaine aus Aachen vorstellen.

 

Abb. 21, 22, 23: Vorder- und Rückseite eines Faltbrief mit Text über ein Angebot für Marken mit kopfstehendem Bandaufdruck – 6 Pfennig für Drucksache Inland bis 20 g, werbewirksam frankiert mit einer 37 I K

 

 

 

 

Abb. 24, 25: Faltbrief von „Marken-Belo“, als Drucksache werbewirksam freigemacht mit einer 37 I K und Hinweis auf den wiederbeginnenden Auswahldienst - Sonder-/Anlasstempel „Aachen 1 Internationales Reitturnier 4.7.48“ - 6 Pfennig für Drucksache Inland bis 20 g –

 

Aus welchen Quellen die fehlerhaft überdruckten K-Werte stammen, ob am Schalter gekauft, oder in den von den OPD´s beauftragten Druckereien manipulativ für den Sammlermarkt hergestellt, lässt sich nur vermuten.


 

 


 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

Nach oben