Esperanto - Eine Sprache erwacht

Der Schöpfer der weltweit meistgesprochenen länderübergreifenden Hilfssprache, auch als Plansprache bezeichneten Verständigungsform, war der Augenarzt Dr. Ludwig Zamenhof.

Er wurde am 15. Dezember 1859 in Bialystok (Polen) geboren und starb am 14. April 1917.

Im Jahre 1887 erschien das erste Buch in Esperanto.

                                  

Abb. 1:  Ludwik Lejzer Zamenhof                                            Abb. 2: DDR, Michel.Nr.3106 (Block 87)     

 

 

1933, schon kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde der Deutsche Esperanto-Bund gleichgeschaltet, 1935 dann endgültig verboten.

„….Richtsätze für Gleichschaltung der E-Bewegung in Deutschland - [...] 11. Im Führerrat, Beirat und als Obmänner können nur Mitglieder des D.E.B. tätig sein: Nicharier, Marxisten oder Kommunisten sind nicht zugelassen. Personen mit staatsfeindlicher Einstellung können Mitglieder des D.E.B. nicht werden…..“[1]

„….1947: Am 12. April wird in Frankfurt/M. der Deutsche Esperanto-Bund wiedergegründet, beschränkt auf die drei westlichen Besatzungszonen……“[2]

 

Nachfolgend zeige ich einen Brief, dessen Absender sicherlich Esperantist war.

Die Vorderseite wurde mit einem privaten Stempel „Lernt die Weltsprache ESPERANTO“ versehen.

Die Rückseite ziert ein runder Aufkleber mit dem Esperantosymbol, einem grünen fünfeckigen Stern mit der Inschrift „ESPERANTO LINGVO INTERNACIA“. (Lingvo Internacia = Sprache international – der Autor)

Abb. 3,4: Vorder- und Rückseite des Briefes – Mit 2 Pfennig überfrankierter R-Brief – 60 Pfennig Einschreiben und 24 Pfennig Fernbrief Inland bis 20 g – Aufgabestempel „(20) Altenau (Oberharz) a 12.2.48 – 10“ – Rückseitig Ankunftsstempel „Weinsberg (Württ.) 14.2.48 . 6-7“

Vom 16.5. – 17.5.1948 (Pfingsten) fand in München der erste Deutsche Esperanto-Kongress nach dem 2. Weltkrieg statt.

Abb. 5: Karte mit privatem Zudruck, nicht gelaufen, Sonderstempel/Gelegenheitsstempel vom Pfingstsonntag „(13 b) München 2 Germana Esperanto-Kongresso Pentekosto 1948 Pfingsten 1948 16.5.48-17 Deutscher Esperanto Kongress“ (Pentekosto = Pfinsten)

Abb. 6: Ganzsache P 965, 12 Pfennig Stephan, nicht gelaufen – Sonderstempel/ Gelegenheitsstempel (2x) vom Pfingstmontag „(13 b) München 2 Germana Esperanto-Kongresso Pentekosto 1948 Pfingsten 1948 17.5.48-17 Deutscher Esperanto Kongress“

 

Abschließend zeige ich noch zwei Ganzsachen P 962.

Die eingedruckten Wertzeichen waren bis zum 23.6.1948 (1. Briefkastenleerung) im Rahmen einer Zehnfachfrankatur frankaturgültig.

Die Bestände der Ganzsachen wurden nicht mit Posthörnchen (Band bzw. Netz) überdruckt..

Somit konnte die erste Karte mit Aufgabestempel vom 24.6.48 lediglich als Formular aufgebraucht werden.

Es mussten folglich 30 Pfennig mit den neuen, in Deutscher Mark zu zahlenden, Provisorien verklebt werden.

Abb. 7,8: P 962, gelaufen nach Kirkaldy/Schottland – Frankiert mit einer 46 II P OR ndgz mit RWZ 27,00, 30 Pfennig Postkarte Ausland – Aufgabestempel „Hochheim (Main) b 24.6.48 11-12“

 

Der Text, geschrieben 2 Tage nach der Währungsreform, gibt einen kleinen Einblick in die damalige wirtschaftliche Situation.

 

„(Übersetzung aus dem Esperanto)                                                  Hochheim/Main, 23.6.48

 

Lieber gleichgesinnter Freund,

mit herzlichem Dank habe ich vorige Woche Ihr gutes Paket erhalten. Das ist sicher auch für Sie ein Opfer, weil die Umstände sich weiter verschlechtert haben. Ich hatte wegen der Währungsreform nur wenig Zeit zu schreiben. Ich musste deswegen viel unternehmen, um so viel wie möglich durch die Krisenzeit zu retten. Jetzt können wir viel mehr bisher fehlender Waren kaufen, aber von der jetzt geltenden Währung haben wir nur sehr wenig. Außerdem fehlen neben verschiedenen Obstsorten noch Nährmittel (z.B. gibt es pro Tag 100 Gramm Brot, 250 Gramm Kartoffeln), kein Fleisch seit einem Monat. Aber ich hoffe, dass die neue Ernte mehr zum Sattwerden bringt.

Ich habe angefangen, einen Brief mit einer Übersetzung zu Gesellschaften/Verbindungen zu schreiben, den ich bald absenden werde. Jetzt habe ich eine Nachricht aus Rickmannsworth erhalten, dass der Schwedische Esperanto-Bund für mich den Mitgliedsbeitrag beim Esperanto-Weltbund (UEA) bezahlt hat.

Schicken Sie mir diese Karte mit Ihrem nächsten Brief zurück (für meine Sammlung). Seien Sie und Ihre Familie sehr herzlich gegrüßt von Ihrem gleichgesinnten Freund

Josef Deneffe und Familie

 

Die zweite P 962 mit Text vom 10. Juni 1948 konnte noch als Frankatur verwendet werden.

Inhaltlich beschreibt ein Esperanto-Lehrer u.a. die Schwierigkeiten bei Kontakten in das Ausland.

Abb. 9,10: P 962, gelaufen in die USA nach Pullman/Washington – Zusätzlich frankiert mit 3 Marken (944) zu je 6 Pfennig - 30 Pfennig Postkarte Ausland – Aufgabestempel „Dortmund 10 b 11.6.48-13“

Übersetzung des Textes:

 

"Geehrter Gleichgesinnter!

Ich habe Ihre geschätzte Adresse von Herrn Pastor Sebastian Lee O.F.M. in Dublin erhalten. Ich bin Esperanto-Lehrer an der hiesigen Volkshochschule und interessiert, mit Ihnen oder - sollten Sie keine Zeit oder Neigung dazu haben - jemand anders aus Ihrer Stadt oder Gruppe zu korrespondieren. Ich habe Esperanto bis zum Verbot durch unsere Regierung im Jahre 1934 im Jugendverband unserer Erzdiözese Paderborn unterrichtet. Die Korrespondenz habe ich beibehalten bis zum Beginn des wahnsinnigen Krieges, der der Welt so viel Elend gebracht hat. Ich habe auch genügend Schüler, die gern mit jemandem aus Ihrem Land korrespondieren würden, aber ich glaube, dass es schwer ist, passende Esperantisten hierfür zu finden. Uns fehlen vor allem Lehrbücher, Zeitungen, Prospekte usw.. Das Unterrichten ist zur Zeit sehr schwer für mich, dennoch sollten wir eine neue Furche ziehen. Leider wollen auch viele Ausländer nicht mit Deutschen korrespondieren, obwohl nicht alle schuldig sind. Gott sei Dank ist die schreckliche Zeit vorbei, wir haben den Krieg verloren, aber den Frieden gewonnen. Wehe wenn Hitler gewonnen hätte! Ich freue mich aus tiefstem Herzen, dass wir jetzt in einem guten Frieden leben können.

Die Zeit der schrecklichen Unterdrückung und Bombardierung liegt hinter uns. Wenn alle oder zumindest die Mehrheit der Menschen unsere geschätzte Sprache verstünden, wäre der Unfrieden nicht so gering, nicht wahr?
In Erwartung Ihrer baldigen Antwort grüßt Sie herzlich und als Gleichgesinnter

gez. Cosmas Neuhaus."

 

Bedanken möchte ich mich recht herzlich bei Herrn Ulrich Brandenburg, dem Vorsitzenden des Deutschen-Esperanto-Bundes (DEB), der freundlicherweise den Text der Karten ins Deutsche übersetzt hat und zur 2. Karte noch folgende Erläuterung gab:

„Anmerkung: "Gleichgesinnter" (samideano) ist eine unter Esperantisten gängige Anrede. Der Text ist im zweiten Absatz durch die doppelte Verneinung unlogisch, aber wörtlich übersetzt.“

 

 

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[1] Germana Esperantisto, No. 449 (Juli 1933) in: Kurzer geschichtlicher Überblick über die Entwicklung der Esperanto-Bewegung in und um Deutschland.

: https://www.esperanto.de/de/node/110 , (Abruf am 10.06.2018)

[2] Kurzer geschichtlicher Überblick über die Entwicklung der Esperanto-Bewegung in und um Deutschland, a.a.O., (Abruf am 10.06.2018)

 


 

 

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