48-1-Aufdruck oder Abklatsch?

Die Hype um die Provisorien zur Zeit der Währungsreform am Beispiel Doppelaufdruck und Abklatsch

 

- Eigentlich ist das keine Frage -

 

 

Im Rahmen von Internetauktionen werden des öfteren Marken mit rückseitigem Abklatsch als Doppeldrucke auf Vorder- und Rückseite angeboten.

Wenn dies bei Angeboten aus privater Hand vielleicht noch Aus Unwissenheit geschehen kann, so sind derartige Angebote bei gewerblichen Anbietern sicherlich kritischer zu beurteilen.

Unter Abklatsch versteht man den spiegelbildlichen Abdruck eines Markendruckes, oder, wie bei den Provisorien möglich, eines Aufdruckes auf einer Marke.

Ein Abklatsch kann u.a. entstehen durch

  • fehlerhaften Farbaufdruck vom ansonsten farbfreien Teil der Druckvorrichtung (z.B: Leerlauf ohne Markenbogen) oder
  • durch Übertrag von noch nicht getrockneter Farbe auf den folgenden Bogen der Ablage.

Ein Abklatsch ist keine Abart oder womöglich Plattenfehler, sondern ist als Druckzufälligkeit einzuordnen und wird nicht katalogisiert.

Nicht zu verwechseln sind die Posthorn-Abklatsche mit den Doppeldrucken auf der Vorder- und Rückseite der Provisorien.

Bei Doppeldrucken auf der Rückseite sind die Posthörnchen immer nach rechts ausgerichtet, d.h. die Trichter zeigen nach rechts und die Mundstücke zeigen nach links.

Das ist schlüssig, da die Markenbögen sowohl mit Rück- als auch mit Vorderseite die Druckvorrichtung  durchlaufen haben.

 

Abb. 1: Bandaufdruck (Trichter nach rechts und Mundstück nach links ausgerichtet) einer 44 II F - Vorne Netz- und hinten Bandaufdruck - Aufdruck vorder- und rückseitig                                                                              

 

Abb. 2: Bandaufdruck (Trichter nach rechts und Mundstück nach links ausgerichtet) einer 46 I POR - Rückseitig Abklatsch 

 

Bei detaillierter Betrachtung von Bandaufdruck und rückseitigem Abklatsch der 46 I POR  sind Aufdruckfehler, spiegelbildlich abgebildet,  erkennbar:

Abb. 3: Bandaufdruck auf der Vorderseite und rückseitigem spiegelbildlichem  Abklatsch der 46 I POR (vergrößert)

 

 

 

Abb.4: Vorder- und Rückseite einer 38 I DDF, 2-fach signiert mit Abklatsch rückseitig

 

Abb.5: Vorder- und Rückseite einer 40 I mit Teilaufdruck und Abklatsch rückseitig           

 

Abb.6: Vorder- und Rückseite einer 38 II DD I, 2-fach signiert Dr. Dub und Schlegel mit Aufdruck vorder- und rückseitig

 

Abb.7: Vorder- und Rückseite einer 40 II DD I, 2-fach signiert Dr. Dub und Schlegel mit Aufdruck vorder- und rückseitig

 

Über die Wertigkeit bzw. auch der Sammelwürdigkeit der Aufdruckmarken mit rückseitigem Abklatsch mag man unterschiedlicher Meinung sein.

Dabei sollte allerdings aus meiner Sicht die damalige Situation bei Herstellung der Provisorien berücksichtigt werden.

Die im Buchdruck hergestellten Aufdrucke wurden nicht in der Reichsdruckerei in Berlin hergestellt, sondern bei unterschiedlichen privaten Druckereien. Diese Druckereien wurden von den Oberpostdirektionen beauftragt.

Die technischen Möglichkeiten waren begrenzt.

Inwieweit bei diesen Privatdruckereien Abweichungen im Aufdruck, unbeabsichtigt oder durch Manipulation beim Druckvorgang entstanden, kann sicherlich in den meisten Fällen nur vermutet werden.

Allerdings wurde in philatelistischen Kreisen schon damals kritisch darauf hingewiesen, dass, um den Sammlermarkt zu bedienen, manipuliert wurde.

Dabei war die Ziffernserie der I. Kontrollratsausgabe gegenüber der Arbeiterserie der II. Kontrollratsserie stärker in den Sammler-Fokus geraten.

Das ist auch schlüssig, da die Ziffernserie ursprünglich zum Aufdruck nicht vorgesehen war und nachträglich nur teilweise (Michel-Nr. 52 -68) amtlich zugelassen wurde.

Zu dieser Thematik möchte ich noch einen Artikel aus dem Sammler-Express (Heft 22, November 1948, 2. Jahrgang, Seite 337) vorstellen.

Für den Bandaufdruck wurde auch der Begriff Leiste und für den Netzaufdruck der Begriff Teppich verwendet.

 


Abb. 8: Artikel aus dem Sammler-Express - Für den Bandaufdruck wurde meist auch der Begriff Leiste und für den Netzaufdruck der Begriff Teppich verwendet

 

Angebot eines Hamburger Briefmarkenhändlers auf einer mit 4 Pfennig als Drucksache frankierten Karte:

 

Abb. 9: Vorderseite mit einer 36 I und einer 73 der Bautenserie – so nur möglich vom 1.9. bis 19.9.1948 - Rückseite

 

Das Angebot ist für Händler gedacht und umfasst K-Werte der II. Kontrollratsserie und Provisorien der I. Kontrollratsserie.

Bei den Ziffernwerten handelt es sich um amtlich anerkannte Marken.

Es wurden sogar Oberpostdirektionen genannt und darauf hingewiesen, dass fast alle Ziffernwerte vorrätig sind.

 

Aber auch Marken mit Abklatsch wurden zum Preis weit über Nominalwert angeboten:

 

Abb. 10: Angebot mit portorichtiger MeF als Drucksache bis 20 g mit Aufgabestempel vom 7.9.48

  

Abb. 11: Verkaufsanzeige aus dem Sammler-Express (Heft 19, Oktober 1948, 2. Jahrgang, Seite 301)                                                                                                                                                                            

Nach meinen Erfahrungen werden aktuell Marken mit rückseitigem Abklatsch des Posthörnchen-Aufdruckes ohne oder nur mit geringem Aufpreis angeboten.                                                           

   

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